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“Guter Journalismus ist wie ein Mixtape” ‒ Eindrücke vom Google Talk Berlin



Bereits zum zweiten Mal luden der DJV Berlin, Google und das Medienmagazin NITRO zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung über digitalen Journalismus. Mehr als 100 Medienschaffende waren der Einladung gefolgt und informierten sich zunächst über Googles Aktivitäten zur Förderung des digitalen Wandels in den Medien. Gerrit Rabenstein, Leiter der Digitalen News Initiative bei Google DACH, erläuterte die Zusammenarbeit mit inzwischen über 120 Verlagen und Verbänden in Europa. Dabei interessierten sich die anwesenden Journalisten besonders für den kürzlich gestarteten Fonds, der journalistische Innovationen in den kommenden drei Jahren mit insgesamt 150 Millionen Euro fördern wird. Isabelle Sonnenfeld, Leiterin des Google Newslabs in DACH, erklärte die Aufgaben ihres Teams, vor allem im Bereich Weiterbildung und Workshops für Journalisten.

Infogespräch zur Digital News Initiative mit Isabelle Sonnenfeld und Gerrit Rabenstein

Infogespräch zur Digital News Initiative mit Isabelle Sonnenfeld und Gerrit Rabenstein

Im Anschluss verfolgten die Gäste ein lebhaftes, anekdotenreiches Podiumsgespräch mit Roland Tichy (“Tichys Einblick”), Carline Mohr (Bild.de), Ilse Mohr (silvernerd.de), Stefan Niggemeier und Gründerszene-Chefredakteur Frank Schmiechen - unter der charmanten Leitung von RBB-Moderatorin Marwa Eldessouky.

Panel-Gespräch Google Talk Berlin; v.l.n.r.: Roland Tichy, Publizist, Herausgeber “Tichys Einblick”; Carline Mohr, Heart of Social Media, Bild.de; Ilse Mohr, Journalistin, Bloggerin (http://silvernerd.de); Moderatorin Marwa Eldessouky; Stefan Niggemeier, Medienjournalist ; Frank Schmiechen, Chefredakteur Gründerszene

Panel-Gespräch Google Talk Berlin; v.l.n.r.: Roland Tichy, Publizist, Herausgeber “Tichys Einblick”; Carline Mohr, Heart of Social Media, Bild.de; Ilse Mohr, Journalistin, Bloggerin (http://silvernerd.de); Moderatorin Marwa Eldessouky; Stefan Niggemeier, Medienjournalist ; Frank Schmiechen, Chefredakteur Gründerszene

Roland Tichy, Ex-Redaktionsleiter diverser Wirtschaftsmagazine, bezeichnete die neuen publizistischen Möglichkeiten im Netz als “grandios” und “wunderschön”. Er erinnerte an Zeiten, in denen Texte “an der mechanischen Schreibmaschine getippt” und im Anschluss “in Blei gegossen” wurden. Sein erfolgreicher Blog “Tichys Einblick” sei im übrigen entstanden, weil bei der Programmierung der Seite längere Artikelflächen frei geblieben sein, die “habe ich dann eben füllen müssen”, so Tichy lächelnd.

Moderatorin Marwa Eldessouky; Stefan Niggemeier, Quelle: Bernd Lammel, DJV Berlin

Moderatorin Marwa Eldessouky; Stefan Niggemeier, Quelle: Bernd Lammel, DJV Berlin

Medienjournalist Stefan Niggemeier äußerte sich gewohnt selbstkritisch zur eigenen Zunft. Die Medien hätten “zu spät gemerkt wie tief der Medienwandel ist”. Die Notwendigkeit zum Dialog mit den Lesern hätten viele “noch immer nicht kapiert”. “Kommunikation ist unser Job, doch gerade wir haben uns damit sehr schwer getan”, meinte Niggemeier.

Carline Mohr, Social-Media-Chefin bei Bild.de, stimmte zu. Journalisten müssten mehr “von Mensch zu Mensch kommunizieren” und auch bereit sein “wie Politiker in den Winkeln des Landes” für ihre Arbeit zu werben. Frank Schmiechen, langjähriger Printmann, sah auch eine Verantwortung bei den Lesern. “Medienkonsumenten müssen genauso lernen”, forderte er.

Panel-Gespräch Google Talk Berlin; Roland Tichy, Publizist, Herausgeber “Tichys Einblick” und Carline Mohr, Heart of Social Media, Bild.de

Panel-Gespräch Google Talk Berlin; Roland Tichy, Publizist, Herausgeber “Tichys Einblick” und Carline Mohr, Heart of Social Media, Bild.de

Wie entsteht “Viralität” im Netz, eine Frage, die Carline Mohr, Heart of Social Media bei Bild.de, täglich beschäftigt. Die entsprechenden Inhalte müssten eine einfache, emotionale und eindeutige Botschaft für eine spitze Zielgruppe enthalten, frei nach dem Motto: “Guckt mal wie schön, wie traurig oder wie bescheuert”. Hinter so etwas könnten sich viele Menschen versammeln und würden es schnell teilen und verbreiten. Katzen hingegen, so Carline Mohr, seien seit 2012 out.

Wie wird man als Journalist zur Marke? Stefan Niggemeier konnte kein Patentrezept nennen. Als Person dafür zu stehen, was man mache, sei wichtiger als eine Strategie oder sich Gedanken darüber zu machen, “ob man besser nicht um 12 Uhr mittags twittert”. Zustimmung auch hier von Carline Mohr, “sichtbar und ansprechbar” zu sein sowie ein gutes Netzwerk seien hier wichtige Faktoren. Mama Ilse Mohr schilderte ihren späten Einstieg in die digitale Welt. Weihnachten 2011 habe sie “über Weihnachten einen 500-Seiten-Wälzer” über digitalen Journalismus und Code durchgearbeitet.

Frank Schmiechen, Chefredakteur Gründerszene und Mixtape-Fan

Frank Schmiechen, Chefredakteur Gründerszene und Mixtape-Fan

“Technik und Liebe” - diese ungewöhnliche Kombination sah Frank Schmiechen als Schlüsselqualifikation des modernen Journalisten. Mit Liebe müsse man die Arbeit machen und dabei “das technische Handwerkszeug beherrschen”. Insofern sei “guter Journalismus wie ein perfekt komponiertes Mixtape, das man in den 80-er Jahren für seine Freundin aufgenommen hat”.

Ein treffendes Bild für einen gelungenen Abend mit interessanten Einblicken. Um den digitalen Journalismus muss einem angesichts solcher Protagonisten wahrlich nicht bange sein. Wir von Google leisten gerne unseren Beitrag dazu, auf dass auch in Zukunft viele schöne Tapes gemixt werden.